228
Die deutschen Landschaften.
Die Rheinprovinz setzt sich vornehmlich zusammen aus dem frühern
Erzbistum Köln, dem Bist u me Trier, den Herzogtümern Jülich.
Kleve und Berg und aus den Abteien Essen und Werden. Von diesen
Gebieten gelangte zuerst das Herzogtum Kleve in Preussens Besitz. Es geborte
zu dem Erbanteile, welcher im Jahre 1614 von den jülich - klevischen Ländern
dem damaligen Kurfürstentum Brandenburg zuerkannt wurde. 1702 fiel diesem
auch die Grafschaft Mörs nebst Krefeld und 1713 ein Teil von Geldern
zu. Im Jahre 1794 ging aber die ganze linke Seite der Rheinprovinz an
Frankreich verloren, während auf der rechten Rheinseite Preussen um die
Abteien Essen und Werden vergrössert wurde. Durch Beschluss des
Wiener Kongresses im Jahre 1815 wurde die Rheinprovinz fast in
ihrem jetzigen Umfange als preussisches Gebiet bezeichnet.
b. Die staatliche Ordnung und Einrichtung.
Die Rheinprovinz und der preussische Staat.
Ein Einrichtungen des preussischen Staates, zu dem
die Rheinprovinz gehört, sind ähnliche wie die Bayerns und
Württembergs. Auch Preussen ist eine durch eine Verfassung ein-
geschränkte oder konstitutionelle Monarchie, an deren
Spitze ein König steht. Der jetzige preussische König, aus dem
Herrscherhause der Hohenzollern , heisst Wilhelm Ii. (regiert
seit 1888). Die Krone vererbt sich auf den ältesten Prinzen.
Das Recht der Gesetzgebung teilt der König mit dem
Landtage. Dieser gliedert sich in des Haus der Abgeord-
neten und in das Herrenhaus. Die Mitglieder des Abgeord-
netenhauses werden vom Volke gewählt und zwar durch indirekte
Wahl und jedesmal auf 5 Jahre. Die Mitglieder des Herrenhauses
setzen sich aus gr o s s j ä hr ige n K ö n i g 1. Prinzen, aus 64 e r fo-
lie h en Mitgliedern, aus den Vertretern der grössern Städte,
der Universitäten u. s. w. sowie aus vom Könige berufe-
nen Männern zusammen.
Das König], preussische Staatsministerium besteht
aus zehn Abteilungen, nämlich aus den Ministerien des Kgl.
Hauses, der auswärtigen Angelegenheiten, der geist-
lichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten,
der Finanzen, des Handels (sowie des Berg- und Hütten-
wesens), der Gewerbe und öffentlichen Arbeiten, des
Innern, der Justiz, des Krieges und der landwirtschaft-
lichen Angelegenheiten.
Der preussische Staat ist in Provinzen (13) eingeteilt. An
der Spitze einer jeden Provinz steht ein Oberpräsident, dem
der Provinziairat zur Seite gestellt ist. An der Verwaltung
der Provinz nimmt ferner der Provi nz i alian dt ag teil. Der
Oberpräsident der Rheinprovinz hat seinen Sitz in Koblenz. Der
Provinziallandtag hält seine Sitzungen in Düsseldorf ab. Die
wichtigsten Einrichtungen, die wir bei jeder Provinz zu
betrachten haben, sind das weltliche und kirchliche Ver-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Das Gebiet der obern Oder, das schlesische Längenthal.
281
Unter den Städten des Gebietes hat 1 , nämlich Breslau weit über
250 000 E., keine andere erreicht die Bevölkerungszahl von 100 000, nur 1,
nämlich Görlitz, hat über 50 000 E., 4, nämlich Liegnitz, Beuthen, Königshütte
und Zittau i. Sachsen, zählen mehr als 25 000 E. und im ganzen '22 Orte mehr
als 10 000 E. (vergi, dagegen d. rhein. Schiefergebirge nebst der niederrhein.
Tiefebene).
Die deutschen Einwanderer, die sich in Schlesien niederliessen,
waren meistens Süd- oder Oberdeutsche. Daher hat die
schlesische Mundart, die sich im Laufe der Zeit heraus-
gebildet hat, Aehnlichkeit mit oberdeutschen Mundarten. Die
Sprache der Sudetenbewohner hat viel Verwandtschaft mit
der bayerisch en und die der übrigen Schlesier mit der ober-
sächsischen Sprache. In dem östlichen Teile der Landschaft,
dessen Bewohner vorwiegend polnischer Abstammung sind, herrscht
noch die polnische Sprache vor. Die Sprachgrenze zwischen
Deutsch und Polnisch wird ungefähr durch die Linie Krotoschin—
Oppeln — Troppau bezeichnet.
Die Schlesier sind ein geistig regsamer Volksstamm.
Auch finden wir bei ihnen, die selbst als Einwanderer in ein frem-
des Land kamen, deutsche Gastfreundschaft in hohem
Masse verbreitet. Vor allem wird aber der schlesischen deutschen
Bevölkerung eine tiefe Vaterlandsliebe nachgerühmt; sie hat
sich diesen Ruhm besonders in der Zeit der Freiheitskriege erworben.
3. Die Betrachtung der staatlichen Verhält-
nisse in der Landschaft.
a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete.
Die Landschaft gehört zum preussischen Staate, und
zwar bildet sie die Provinz Schlesien.
Die Grenzen der Provinz Schlesien stimmen mit der
Ausdehnung der natürlichen Landschaft annähernd überein.
Kein anderer Staat hat an dieser noch einen nennenswerten Anteil.
Begrenzt wird Schlesien im Norden von den preussischen Provinzen
Brandenburg und Posen, im Osten von Russi and, im
Süden von Oesterreich, im Westen von Oesterreich und
Sachsen. Die Grösse der Provinz beträgt 40 307 qkm, die
Einwohnerzahl 4 224 458 (auf 1 qkm 104,8 E.). Von den
Bewohnern gehört etwas mehr als die Hälfte dem ka t h olisch en,
etwas weniger dem protestantischen Glaubensbekennt-
nisse an.
Die jetzige Provinz Schlesien setzt sich zusammen aus dem frühern
preussischen Herzogtume Schlesien (mit Ausschluss des Kreises Schwie-
Kerp, begründ.-vergleich. Erdkunde, I. Bd. in
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Das hessische und Weser-Bergland.
253
Freiheit und Selbständigkeit und seinen von den
Vätern übererbten Götterglauben im Kampfe mit den Franken erst
nach Zertrümmerung seiner ganzen Volkskraft aufgab, so hält auch
jeder einzelne Sachse mit grosser Zähigkeit an seinen Rechten,
an über liefert en Anschauungen, Sitten und Gebräuchen
fest. Die Stammeseigenschaften konnten §ich umso reiner erhalten,
als auch in der Beschäftigung und in der Lebensweise der Bevöl-
kerung sich wenig änderte; diese ist wie die hessische eine vor-
wiegend ackerbautreibende und in ländlichen Wohnsitzen lebende
geblieben. Weil der Sachse Neuerungen weniger leicht zugänglich
ist als der Franke, ist er auch im Verkehr verschlossener
als dieser.
3. Bie Betrachtung der staatlichen Verhält-
nisse in der Landschaft.
a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete.
Den Hauptanteil an der Landschaft hat Preussen, von wel-
chem 2 Provinzen, Westfalen und H e s s en - N a s s au, in ihrem
Rahmen liegen. Ausserdem sind in ihr mehrere kleinere deutsche
Staaten gelegen, nämlich W a 1 d e c k, Lippe - Detmold und
S c h a il m b u r g - L i p p e. Ferner greifen Teile vom Grossherzog-
tum Hessen (s. S. 172), von Braun schwei g (s. Tiefl. d. und.
Weser) und von der preussischen Provinz Hannover in die Land-
schaft hinein.
Die Provinz Westfalen wird im Norden von der Provinz
Hannover, im Osten von Schaumburg-Lippe, Hannover,
B r a un s eh w e i g, Hessen-Nassau und Wal deck, im Süden
von H ess en-Na ssa u und der R h einprovin z , im Westen von
der Rheinprovinz und Holland begrenzt. Ihre Grösse be-
trägt 20 206,5 qkm, ihre Einwohnerzahl 2428 661 (auf 1 qkm
120,2 F.), wovon auf die Protestanten etwas mehr, auf die
Katholiken etwas weniger als die Hälfte entfällt.
Die Provinz Westfalen wurde wie die Rheinprovinz im Jahre 1815
durch Beschluss des Wiener Kongresses in ihrem jetzigen Umfange mit
Preussen vereinigt. Die ältesten preussischen Besitz ungen in Westfalen
waren die Gebiete Mark (mit Soest) und Ravensberg (mit Bielefeld), die im
Jahre 1614 nebst dem rheinischen Gebiete Kleve als Erbanteil der jiilich-
klevischen Besitzungen an Brandenburg fielen. Beim Friedensschlüsse des dreissig-
jährigen Krieges wurde dem Grossen Kurfürsten das Bistum Minden zuge-
sprochen, und im 1707 erwarb der erste preussische König Friedrich I. durch
Kauf die Grafschaft Tecklenburg. Paderborn kam im Jahre I 803 vorüber-
gehend an Preussen. Alle seine westfälischen Besitzungen verlor dieses aber
bald darauf an den französischen Kaiser Napoleon, der die westliche
Hälfte der jetzigen Provinz mit Fr a nk r ei ch, die östliche dagegen mit dem
neugebildeten Königreiche Westfalen vereinigte. Im Jahre 1815 erhielt
Preussen nicht bloss seine frühern Gebiete zurück, sondern kam auch in den
Besitz des ganzen Bistums Münster, des Herzogtums Westfalen, des
Für sten turn's Siegen, und anderer kleinerer Gebiete. Seine letzte Erwer-
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326
Die deutschen Landschaften.
mit hatte der Staat ungefähr die Grösse der jetzigen Pr o v i n z Bran den bu r g
erreicht. Letztere wurde als solche im Jahre 1701 als ein Teil des damals vom
Kurfürsten Friedrich Iii. gegründeten Königreichs Preussen gebildet.
Die preussische Provinz Brandenburg.
Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg wohnte in
Potsdam, während die Provinzialbehörden und der Pro-
vinziallandtag ihren Sitz in Berlin haben.
Die Stadt Berlin bildet einen Bezirk für sich. Das übrige
Gebiet ist in die beiden Regierungsbezirke Potsdam und
Frankfurt a. d. Oder eingeteilt.
Die oberste evangelische Kirchenbehörde ist das
Konsistorium zu Berlin. Die katholischen Angelegen-
heiten unterstehen dem Fürstbischöfe von Breslau.
Der oberste Gerichtshof für die Provinz (in manchen
Rechtsangelegenheiten für den ganzen preussischen Staat) ist das
Kammergericht (ein Oberlandesgericht) zu Berlin. Ausserdem
bestehen 9 Landgerichte.
Die Provinz Brandenburg bildet den Bezirk des Iii. Armee-
korps. In Berlin und Potsdam liegt ferner das Gardekorps
in Garnison. Küstrin an der Oder ist ein befestigter Platz.
Xii. Das Tiefland der Warthe.
Das Gebiet schliesst sich nach Osten an das Tiefland der
mittlem Elbe und Oder an. Es breitet sich zu beiden Seiten der
Warthe aus. Die Lage der Mündung des grössten Nebenflusses
der Oder lernten wir schon bei der Betrachtung der vorigen Land-
schaft kennen.
1. Die Vorführung und Schilderung der
natürlichen Landschaft.
a. Die Auffassung der einzelnen Gegenstände.
aa. Die Bodenerhebungen.
Der polnische Landrücken.
Im Süden der Landschaft breitet sich zwischen der Oder
und der Warthe ein niedriges Fi ü g e 11 a n d aus, das man
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Berlin Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Breslau Berlin Berlin Potsdam
Das Tiefland der Warthe.
333
Der Getreideversand ist vorwiegend nach Berlin, das auf
dem Wasserwege erreicht werden kann, gerichtet. Ferner werden
Zucker, Hopfen und Wolle ausgeführt. Die Einfuhr
erstreckt sich auf B ek 1 ei d un g sgeg e n s tä nd e, Steinkohlen,
Roheisen, M asch i n en und G e r ä t e, T aba k, Kaffee u. s. w.
Das Verkehrswesen : Schiffahrtsstrassen und Eisenbahnlinien.
Die Landschaft wird von zwei schiffbaren Flüssen, der
Warthe und der Netze durchzogen. Ferner besitzt sie in dem
Bromberger Schleusen-Kanal eine wichtige künstliche
Wasserstrasse, durch die das Flussnetz der Oder mit der Weichsel
in Verbindung gesetzt wird.
Das Eisenbahnnetz ist ni eh t sehr verzweigt. Der Haupt-
knotenpunkt für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Posen, wo
jedoch auch nur fünf Linien, nämlich von Lissa (Glogau—
Breslau), Frankfurt a. d. 0. (Berlin), Stettin, Schneide-
mühl (Danzig) und Thorn (Elbing—königsberg oder Insterburg—
russischer Grenze) zusammenlaufen.
Das Bildungswesen : Unterrichtsanstalten.
Eine Universität fehlt in der Landschaft ; desgleichen ist keine
andere Hochschule vorhanden.
Rückblick auf frühere Kultnrzeiten.
Die Landschaft ist immer vorwiegend von dem slawischen
Volksstamme der Polen bewohnt gewesen. In den Lebens-
kreis der Völker wurde sie schon frühzeitig gezogen. Zur Zeit des
römischen Welthandels führte durch dieselbe eine wichtige
Handelsstrasse der Römer von Süden her nach der Ostsee.
Von den Orten Kruschwitz (am Goplosee), G n e s e n und Posen
haben wir sehr alte Kunde. Im Mittelalter bildete das Gebiet
einen Teil des selbständigen und mächtigen Polen-
reiches. Zahlreiche innere und äussere Kriege, eine
schlechte Verwaltung und eine schrankenlose Adels-
herrschaft haben diesem den Untergang bereitet. Nachdem das
blühende Erwerbsleben vernichtet und der frühere Reichtum ge-
schwunden war, wurde es eine Beute der Nachbarstaaten.
Das Gebiet der Warthe kam an Preussen, unter dessen Ver-
waltung es wieder zu grösserm Wohlstande aufgeblüht ist. Be-
sonders wandte Friedrich d. Gr. dem neuerworbenen Lande seine
Fürsorge zu.
Schon in frühem Jahrhunderten wurden, als die wirtschaft-
lichen Verhältnisse im Polenreiche mehr und mehr zurückgingen,
zahlreiche deutsche Einwanderer auf den grossen Adelsgütern
aufgenommen, weil sie als fleissigere Arbeiter galten. Zwar traten
auch später wieder Zeiten ein, in denen die deutsche Einwände-
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Extrahierte Personennamen: Lissa Friedrich_d Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Posen Breslau Frankfurt Berlin Stettin Danzig Thorn Elbing—königsberg Polen Goplosee Preussen
Das Tiefland der untern Weser und Ems.
335
an die preussische Provinz W e s tp re us s e n, im Osten an Russ-
land, im Süden an die Provinz Schlesien und im Westen an
die Provinz Brandenburg. Sie hat eine Grösse von 28 962,2
qkm und eine Einwohnerzahl von 1 751 642 (auf 1 qkm 60,5
E.). Mehr als 2/3 der Bevölkerung sind katholisch, etwas weniger
als I/a ist protestantisch.
b. Die staatliche Ordnung und Einrichtung.
Die preussische Provinz Posen.
Die Provinzialhauptstadt und der Sitz des Oberprä-
sidenten, sowie des Pr o vi n z i al 1 a n d t ags ist Posen.
Posen ist zugleich der Name eines Regierungsbezirks,
zu dem das Warthegebiet gehört, während das Netzegebiet den
Regierungsbezirk B r o m b e r g bildet.
In Posen haben auch die obersten Kirchenbehörden, der
Erzbischof des Erzbistums Pose n-G ne sen und das evan-
gelische Konsistorium ihren Sitz.
An höhern Gerichten sind das Oberlandesgericht zu
Posen und 7 Landgerichte vorhanden.
In militärische]* Hinsicht gehört die Provinz Posen teils
dem Bezirke des V. Armeekorps, dessen Kommandositz die
Stadt Posen ist, teils dem des Ii. (Kommandositz Stettin) an.
Die Stadt Posen ist eine starke Festung.
Xiii. Das Tiefland der untern Weser und Ems.
Nach Norden setzt sich an das Weser-Bergland eine grosse
Tiefland schaft an, die bis zum Meeresspiegel der Nordsee
reicht. Durch sie nehmen Weser und Ems ihren Abfluss zum
Meere, weshalb wir sie als das Tiefland der untern Weser
und Ems bezeichnen wollen.
1. Die Vorführung und Schilderung der natür-
lichen Landschaft.
a. Die Auffassung der einzelnen Gegenstände.
aa. Die Bodenerhebungen.
Die niedrigen Höhenrücken, die das Tiefland
der untern Weser und Ems durchziehen, werden ?.Geest"
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Das Tiefland d. untern Weichsel, d. Pregel u. d. untern Meme]. 391
und mehr. In der mannigfaltigen Bauart der Wohnungen spiegelt
sich die Zusammensetzung der Bevölkerung aus den verschiedensten
Volksstämmen wieder. In den holzreichen Gegenden der Land-
schaft sind die Häuser fast ausschliesslich aus dicken Holzbalken
gezimmert.
Von den Städten haben % nämlich Königsberg und Danzig, mehr als
100 000 E., keine andere hat mehr als 50 000 E., nur noch 2, nämlich Elbing
und Thorn, haben über 25 000 E. und im ganzen 15 Orte über 10 000 E.
Die Mehrzahl der Bewohner ist deutscher Abstammung
und redet die deutsche Sprache. Im Süden wohnen etwa
3/4 Mill. Polen, im Nordosten über 100 000 Littauer.
Die eingewanderte deutsche B e v ö 1 k er u ng hat infolge
des stets scharf hervorgetretenen Gegensatzes zur si a vi s c h en B e-
völkerung mehr und mehr ein einheitliches Volkswesen
angenommen, als dessen ausgeprägteste Züge sich ein hohesselbst-
bewusstsein und ein lebendiges Nationalgefühl ent-
wickelt haben. (Ueber die polnischen Volkseigenschaften vgl. S. 334).
3. Betrachtung der staatlichen Verhältnisse
in der Landschaft.
a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete.
ím Tieflande der untern Weichsel liegt die preussi-
sche Provinz Westpreussen, im Tieflande des Pregel
und der untern Memel die preussische Provinz Ostpreussen.
Die Provinz Westpreussen grenzt im Norden an die Ost-
see, im Osten an Ostpreussen, im Süden an Russland und
an die Prov. Posen, im Westen an die Prov. Brandenburg und
Pommern. Ihre Grösse beträgt 25 516,0 qkm, ihre Einwoh-
nerzahl 1 433 681 (auf 1 qkm 56,2). Von den beiden Bekennt-
nissen ist das katholische etwas stärker vertreten.
Die Provinz Ostpreussen wird im Norden von der Ostsee
und von Russland, im Osten und Süden ebenfalls von Russ-
land, im Westen von Westpreussen begrenzt. Auf einer
Fläche von 36 787,o qkm wohnen 1 958 663 (auf 1 qkm 53,o E.).
Das evangelische Bekenntnis wiegt bedeutend vor; nur etwa
Vs der Bevölkerung ist katholisch.
b. Die staatliche Ordnung und Einrichtung.
Die preussische Provinz Westpreussen.
Der Oberpräsident hat seinen Sitz in Danzig,
auch der Provinziallandtag versammelt.
Die Provinz Westpreussen ist in die beiden
rungsbezirke Danzig und Marienwerder eingeteilt
wo sich
R egi e-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Danzig Elbing Thorn Ostpreussen Ostpreussen Russland Brandenburg Pommern Ostpreussen Ostsee Russland Danzig Danzig Marienwerder
Das Norddeutsche Tiefland,
59
den schiffbaren Strömen: Memel, Pregel, Weichsel, Warthe, Oder,
Havel, Spree, Elbe, Weser und Ems, auch zahlreiche Kanäle zur
Verfügung, so der Oberländische Kanal (bei Elbing), der Bromberger
Kanal, der Friedrich Wilhelms-Kanal, der Finow-Kanal, der Rnppiner
Kanal, der Teltow-Kanal, der Plauensche Kanal, der Elbe-Trave-Kanal
(eröffnet 1900), der Kaiser Wilhelms- oder Nordostsee-Kanal (1895)
und der Dortmund-Ems-Kanal (1899). Die dem norddeutschen Strom-
netze fehlende Querverbindung soll ihm durch den geplanten Mittelland-
Kanal gegeben werden. Der Bau der westlichen Teilstrecke dieses Kanals
bis Hannover hat begonnen, desgleichen der Bau des Großschiffahrts-
Kanals Stettin-Berlin.
Staatenbildung. Fast das ganze Norddeutsche Tiefland gehört
zum Königreich Preußen, und zwar haben an ihm außer den Pro-
vinzen Sachsen (s. § 45!) und Schlesien (s. § 51!) folgende preußische
Provinzen Anteil: Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen,
Pofen, Pommern, Schleswig-H o lstein und Hannover.
Die Provinz Brandenburg bildet den alten Kern des jetzigen
Königreichs Preußen und liegt ziemlich genau in dessen Mitte. Mit
sechs Provinzen stößt sie zusammen. (Mit welchen? Mit welchen andern
deutschen Staaten?) Ihre Größe beträgt 40000 qkm, ihre Einwohner-
zahl 53/4 Mill. Für die Verwaltung ist Brandenburg in die beiden
Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt a. O. und den
befondern Stadtbezirk Berlin eingeteilt. Berlin ist die Haupt-
und Residenzstadt Preußens. Die Sommerresidenz des Königs ist
jedoch Potsdam. Dort hat auch der Oberpräsident von Brandenburg seinen
Wohnsitz. Die Berliner Universität ist die größte in Deutschland.
In Charlottenburg befindet sich eine technische Hochschule.
Die Provinz Brandenburg ist die Wiege des preußischen Staates.
Nach der früheren Mark, dem spätern Kurfürstentum Brandenburg, woraus dieser
hervorgegangen ist, führt sie ihren Namen. Sie umfaßt die Gebiete der Havel und
Spree und zu beiden Seiten des mittler» Oderlaufes. Einst war sie ein wüstes und
ödes Land, teils Sumpf-, teils Heideland. Dank der Fürsorge der branden-
bnrgisch-preußischeu Herrscher ist Brandenburg heute eine gut angebaute,
dicht bewohnte und städtereiche Provinz. Die Haupt- und Residenzstadt
Berlin ist aus einem Fischerdorfe zu einer der bedeutendsten Städte der Erde
emporgewachsen. Ein verzweigtes Netz von natürlichen und künstlichen Wasserstraßen
und von Eisenbahnlinien förderte ihr Aufblühen. Mit Berlin wuchsen auch viele
Nachbarorte zu blühenden Städten heran, so daß in Brandenburg jetzt 6 Städte
mehr als 100000 E. zählen, nämlich Berlin, Charlottenburg, Rixdorf, Schöueberg
und Wilmersdorf. Berlin ist ein Hauptsitz der deutschen Industrie, und
gleich ihm sind fast alle brandenburgischen Städte sehr gewerbtätig, besonders die
Städte der Lausitz.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms-Kanal Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Spree Oberländische Elbing Hannover Sachsen Brandenburg Westpreußen Pommern Hannover Brandenburg Potsdam Frankfurt Berlin Berlin Potsdam Brandenburg Deutschland Charlottenburg Oderlaufes Brandenburg Berlin Berlin Brandenburg Berlin Charlottenburg Rixdorf Schöueberg Wilmersdorf Berlin
Das Norddeutsche Tiefland.
61
sonders im Umkreise der Städte, angelegt. Wie im polnischen Teile der Provinz
Schlesien und auch der Provinz Westpreußen sind die Städte meist deutsche
Gründungen. Manche haben ihr deutsches Gepräge schon verloren. Auf dem
Lande ist die Bevölkerung meist polnisch. Von den Bewohnern der Provinz sind
etwa "Is polnisch und Vs ist deutsch. Posen ist die einzige Stadt mit mehr als
100000 E.
Die Provinz Pommern umspannt gleich den ausgebreiteten Flü-
geln eines Adlers die Ostsee. Sie liegt nordöstlich von Brandenburg
und stößt im W an die beiden Großherzogtümer Mecklenbnrg-Schwerin
und Mecklenburg-Strelitz, sonst an preußisches Gebiet. (An welche
Provinzen?) Pommern ist 30000 qkm groß, zählt aber nur l3/*
Mill. E. Es ist nur Xu so dicht bewohnt als die Rheinprovinz. Die
drei Regierungsbezirke heißen Stettin, Köslin und Stral-
sund. Die pommersche Universitätsstadt ist Greisswald.
Pommern umfaßt die Oderniederung und Gebiete des Pommerschen und
des Mecklenburgischen Landrückens nebst den vorgelagerten Küstengegenden und den
Inseln Usedom, Wollin und Rügen. Das Gebiet westlich von der Oder wird Vor-
pommern, das Gebiet östlich von der Oder Hinterpommern genannt. Die
Niederungen sind fruchtbar, die Landrücken haben für den Anbau geringen Wert.
Vorpommern ist fruchtbarer als Hinterpommern. Landwirtschaft ist die vor-
wiegende und meistens die einzige Erwerbsquelle der Bewohner. Nur Stettin hat
eine bedeutende Industrie. Es ist zugleich, an der schiffbaren Oder gelegen,
die wichtigste Handelsstadt und die einzige Stadt mit mehr als 100 000 E.
Die Provinz Schleswig-Holstein ist die meernmbranste nörd-
liche Grenzprovinz Preußens gegen Dünemark hin. Sie trennt
die Ostsee von der Nordsee und hängt nur im 8 mit dem übrigen
preußischen Staate zusammen. (An welche Provinz grenzt sie dort?
An welche andere deutsche Staaten?) Schleswig-Holstein istl9000qkm
groß und hat Iv2 Mill. E. Der einzige Regierungsbezirk ist Schles-
wig. Kiel ist Sitz einer Universität und der Marineakademie.
Es ist der Hauptkriegs Hafen für die Ostsee. Damit die Kriegs-
flotten der Ost- und Nordsee sich vereinigen können, ist der Kieler Hafen
mit der untern Elbe durch den Kaiser-Wilhelms-Kanal verbunden worden.
Schleswig-Holstein besitzt in dem östlichen Hügellande und in den
Marschen an der Nordseeküste sehr fruchtbare Gebiete; das Heideland in der Mitte
ist dagegen unfruchtbar. Landwirtschaft ist die Haupterwerbsquelle der Be-
wohner. Günstig ist die Lage der Provinz für Schiffahrt und Handel. Die
Küsten sind mit guten Häfen ausgestattet, besonders die Ostseeküste. Für die Binnen-
Schiffahrt stehen der Kaiser-Wilhelm-Kanal, die Elbe und der Elbe-Trave-Kanal
zur Verfügung. Von den Städten zählen Kiel und Altona mehr als 100 000 E.
Die Provinz Hannover bildet die Küstenprovinz an der
Nordsee und die westliche Grenzprovinz Preußens gegen Holland
hin. Im 8, 0 und No ist sie von preußischem Gebiet umgeben. (Von
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Mecklenbnrg-Schwerin Mecklenburg-Strelitz Stettin Mecklenburgischen_Landrückens Wollin Oder_Hinterpommern Hinterpommern Stettin Nordsee Schleswig-Holstein Nordsee Schleswig-Holstein Altona Nordsee Holland
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I.